Lupin III.: The Woman Called Fujiko Mine (2024)

Inhalt / Kritik

Skrupel kennt Fujiko Mine nicht. Wenn sich die Diebin etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie das gnadenlos durch. Auch bei der Wahl der Mittel ist sie alles andere als zimperlich. Mal greift sie auf ihre Cleverness zurück, in anderen Situationen nutzt sie Gewalt. Wenn es sein muss, setzt sie aber auch ihren Körper ein und verführt die Männer. Einer, der durchaus empfänglich ist für die Reize der Ganovin, ist Lupin III., der selbst als Dieb unterwegs ist und das mit den Besitztümern nicht so genau nimmt. Diesem läuft sie ebenso über den Weg wie dem Samurai Goemon Ishikawa und dem Schützen Daisuke Jigen. Dabei ahnt niemand etwas von der bewegten Vorgeschichte von Fujiko …

Solo-Auftritt einer ganz besonderen Diebin

Seitdem 1967 der erste Manga von Lupin III. auf den Markt kam, ist er zu einer Institution in Japan geworden. Neben den Comics gab es eine ganze Reihe von Kinofilmen, animiert wie als Live-Action, dazu mehrere Serien und unzählige Specials, plus zwei Crossover mit Detektiv Conan. An Material mangelt es also nicht, Fans können aus Dutzenden von Titeln auswählen. Und noch immer werden neue Geschichten produziert. Da muss man sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, um innerhalb dieses Franchises noch irgendwie hervorzustechen. Einem Titel, dem das absolut gelungen ist, ist die Serie Lupin III.: The Woman Called Fujiko Mine, die anlässlich des 45-jährigen Jubiläums des Comics bzw. des 40-jährigen Jubiläums der ersten Serie erschienen ist.

Ein Alleinstellungsmerkmal wird bereits durch den Titel verraten. Anstatt den Meisterdieb in den Mittelpunkt zu stellen, wie es bei den meisten Geschichten der Fall ist, ist Fujiko Mine hier die zentrale Figur. Diese ist den Fans natürlich bekannt, gehört sie doch zum festen Personal der Reihe. Ursprünglich als eine Art Bond Girl hinzugefügt, ist sie eine sehr ambivalente Figur, die mal als Konkurrentin, mal als Partnerin auftritt. Bei Lupin III.: The Woman Called Fujiko Minewurde das beibehalten. So schwirren die anderen Charaktere immer wieder herum, ohne aber das daraus ein Team würde. Die bekannte Drehbuchautorin Mari Okada (Maquia – Eine unsterbliche Liebesgeschichte) erzählt, wie sie sich gegenseitig kennenlernen, stellt also eine Art Prequel zu den bisherigen Filmen und Serien dar. Man erfährt auch mehr über die Protagonistin, wenn gerade zum Ende hin eine Vorgeschichte ans Tageslicht kommt.

Düsterer und sehr atmosphärisch

Diese ist ziemlich surreal, was manche überraschen wird. Zwar gab es schon früher Beispiele dafür, beispielsweise The Mystery of Mamo von 1978, der erste Anime-Kinofilm der Reihe. Später dominierten aber konventionellere Abenteuer. Und noch in einer anderen Hinsicht ist Lupin III.: The Woman Called Fujiko Mineeine Rückkehr zu den Wurzeln. So gibt es hier nicht die familienfreundliche Ausgabe, wie man sie aus den neueren Werken kennt. Stattdessen geht es deutlich erwachsener und düsterer zu. Gewalt ist allgegenwärtig. Und auch Sexualität spielt eine große Rolle. Das betrifft in erster Linie Fujiko selbst, die immer wieder die Hüllen fallen lässt. Teilweise ist das Ausdruck von Selbstbestimmung, wenn wir eine Frau kennenlernen, die ihre eigenen Spielregeln festsetzt. Teilweise ist die Sexualisierung aber wohl auch für ein männliches Publikum gedacht, da sind schon Passagen, wo das einfach nicht nötig gewesen wäre.

Davon einmal abgesehen ist der Anime aber absolut sehenswert. Nicht nur, dass er eine andere Facette der bekannten Figuren zeigt und dabei teilweise ziemlich abgefahren ist. Er ist auch visuell interessant. Das Animationsstudio TMS, das auch für die regulären Geschichten rund um den Meisterdieb zuständig ist, hat eine Art Retrolook verwendet, der mit vielen Schraffierungen und gedeckten Farben arbeitet. Zusammen mit der jazzig angehauchten Musik entwickelt Lupin III.: The Woman Called Fujiko Mineeine unglaubliche Atmosphäre. Die Serie steht damit in der Tradition der Reihe und ist doch ganz einzigartig, was sie zu einem der interessantesten Titel macht. Die Reduktion des Humors – Slapstick gibt es hier keinen – wird nicht allen gefallen. Wer aber offen ist, sollte auf jeden Fall hier einmal reinschauen.

Credits

OT: „Lupin the Third: Mine Fujiko to iu onna“
Land: Japan
Jahr: 2012
Regie: Sayo Yamamoto
Drehbuch: Mari Okada
Vorlage: Monkey Punch
Musik: Naruyoshi Kikuchi
Animation: Tokyo Movie Shinsha

Lupin III Special

Wer mehr über Lupin III und seine Crew erfahren möchte: In unserem Themenspecial verraten wir mehr zur Historie des Meisterdiebs.

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